Eine myofunktionelle Störung ist eine Störung des Muskelgleichgewichtes im Mund- und Gesichtsbereich und damit aller am Schluckvorgang beteiligten Strukturen. Dies zeigt sich meist in einem falschen Schluckmuster, d.h. die Zunge drückt beim Schlucken gegen oder zwischen die Zähne anstatt gegen den Gaumen. Da die Schluckbewegung, die täglich unbewußt bis zu 2000 mal am Tag ausgeführt wird, maßgeblich den Gaumen und den Oberkiefer ausformt, kann ein abweichendes Schluckmuster Zahn- und Kieferanomalien zur Folge haben sowie Aussprachestörungen (Lispeln).
Neurologische Störungen
Aufgrund von Erkrankungen oder Schädigungen des zentralen Nervensystems (z.B. Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, ALS, Demenz) oder als Folge eines Schlaganfalls oder Schädel-Hirn-Traumas kann es zu erworbenen Sprach-, Sprech- und /oder Schluckstörungen kommen.
- Die Dysarthrie/Dysarthrophonie ist eine motorische Störung der Aussprache, Atemkoordination und/oder Stimmgebung. Dies kann sich zeigen in einer verwaschenen Aussprache, einem heiseren oder nasalen Stimmklang, einem abgehackten oder monotonen Sprechrhythmus.
- Bei einer Aphasie können alle Bereiche der Sprache betroffen sein: das Sprachverständnis, die Wortfindung, der Satzbau, das Lesen und Schreiben und die Sprechfunktion. Schweregrad und Symptomatik können sehr unterschiedlich sein.
- Bei einer Dysphagie handelt es sich um eine Störung der Schluckfunktion.
Therapie
Zu Beginn führen wir eine ausführliche Diagnostik durch, um die individuelle Ausprägung der jeweiligen Störung zu erfassen. Wichtige ergänzende Informationen zur Lebenssituation und zu den persönlichen Erwartungen und Wünschen ergeben sich im Anamnesegespräch. So können die konkreten Therapieziele mit dem Patienten und den Angehörigen formuliert werden.
Das vorrangige Ziel der Therapie ist die Verbesserung, Erhaltung oder Wiederherstellung der Kommunikationsfähigkeit des Patienten. In der Therapie wird je nach Störung in den Modalitäten des Verstehens, Sprechens, Lesens und Schreibens gearbeitet. Sind eher die motorischen Bereiche betroffen so helfen Wahrnehmungsübungen und stimulierende manuelle Behandlungen der gesamten Muskulatur, die den Sprech-, Stimm- und Atemablauf betrifft.
Schrittweise wird der Transfer in den Alltag begleitet. Die Beratung der Angehörigen und Unterstützung bei Themen der Krankheitsbewältigung sind uns ebenfalls ein Anliegen.
In der Regel findet die Therapie 1-3 mal wöchentlich in unserer Praxis oder als Hausbesuch statt.
Stimmstörungen – Dysphonie
Funktionelle Stimmstörungen beruhen in der Regel auf Überbelastung und fehlerhaftem Gebrauch der Stimme und/oder einem ungünstigen Zusammenspiel von Atemapparat und Haltungsmuskulatur. Auf lange Sicht können funktionelle Stimmstörungen zu organischen Veränderungen im Kehlkopf führen, wie z.B. Stimmlippenknötchen oder Ödeme. Jedoch können auch postoperative Schädigungen des Kehlkopfs oder der Nerven Ursache für organische Veränderungen der Stimmlippen sein. Eine fachärztliche Abklärung ist in jedem Falle erforderlich.
- Wiederkehrende Heiserkeit
- Veränderter Stimmklang: rau, knarrend, belegt, krächzend
- Stimmermüdung nach langem Sprechen
- Schmerzen beim Sprechen
- Kloß- oder Engegefühl im Hals
- Häufige Infekte im Hals und Kehlkopf
- Einschränkungen der Singstimme
- fehlende Tragfähigkeit (Lautstärke) der Stimme
- Kurzatmigkeit oder Schnappatmung beim Sprechen
Diagnostik
In einem ausführlichen Anamnesegespräch erfragen wir Art und Ausmaß der Stimmprobleme, sowie mögliche ursächliche oder aufrechterhaltende Faktoren. Individuell werden Therapieziele und Therapiewünsche besprochen. Die Untersuchung der Sprechstimme geschieht durch Beobachtung des spontanen Sprechens und ggf. des Singens, ergänzt durch gezielte Übungen zu Atmung, Stimmklang, Stimmstärke und Stimmumfang.
Therapie/Behandlung
- Physiologie und Anatomie kennenlernen
- Stimmhygienische Maßnahmen
- Erweitern von Atem- und Resonanzräumen
- Lösen von Muskelverspannungen und Blockaden
- Den eigenen Atemrhythmus kennenlernen und optimal nutzen
- Körperhaltung und Ausdruck verfeinern
- Artikulationsorgane wie Lippen, Zunge, Kiefer, Gaumen beweglich machen
- Anwendung in Texten, Liedern, Rollenspielen
Unsere Spezialisierung: Körperorientierte Stimmtherapie
Wir helfen Ihnen, ihre natürliche und gesunde Stimme zu entfalten. Langjährige Erfahrung, eine Vielfalt an Methoden und nicht zuletzt die eigene (Stimm-) Entwicklung machen uns zu Spezialistinnen der Stimmtherapie. Grundlagen hierfür sind die Lichtenberger Stimmpädagogik und der ganzheitliche Ansatz nach Schlaffhorst-Andersen. Erkenntnisse und Selbsterfahrung von Feldenkrais, Qi Gong und der Atemtypenlehre fließen zudem in unsere Stimmtherapie mit ein. (LINK Fortbildungen)
Neben bewährten funktionalen Übungen für Körper und Stimme haben sich körpertherapeutische Ansätze als äußerst effektiv erwiesen. Zum Aufspüren von alten, unbrauchbaren Gewohnheitsmustern der Körperhaltung, der Atmung und der Stimmgebung, ist Achtsamkeit auf der Körperebene der erste Schritt.
„Einatmend weiß ich, daß ich einatme und ausatmend weiß ich, daß ich ausatme“ Thich Nhat Than
Manuelle Techniken wie Massagen und Vibration der Atemräume erinnern das Gewebe an Leichtigkeit, Durchlässigkeit und Weichheit. Bei der sanften konduktiven Körpertherapie übernimmt die Behandlerin durch Zusammenführen und Halten von Muskeln und Gelenken deren Arbeit. Hierbei folgt sie den Eigenbewegungen des Körpers. Über das Nervensystem erhält die Schaltzentrale für Muskelaktivität im Gehirn den Impuls zur Reduktion von Muskelspannung. Es erfolgt unmittelbar ein „Release“, der spürbar ist in wohltuender Entspannung mit langanhaltender Wirkung.
Resonanz- und Atemräume, die frei sind von Verklebungen und Verspannungen, lassen Vibration und Schwingung zu und der Stimmklang kann sich entfalten.
Die konduktive Körpertherapie kann auch heilend eingesetzt werden bei Schmerzsymptomen wie Migräne, Kieferbeschwerden, Rücken- und Gelenkschmerzen.
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